115cm

115 CM

Die Idee

Stell dir vor, du müsstest dich täglich 115 cm mit deinem gesamten Hab‘ und Gut nordwärts bewegen: Jeden Tag – dein Bett, deinen Herd, Kühlschrank, Tisch und Stuhl, dein Dach über dem Kopf, geschweige denn, alle anderen Habseligkeiten – diesen einen GROSSEN Schritt bewegen. Eine immense und absurde Kraftanstrengung.
Doch laut einer Studie (1) verlagert sich das Klima im globalen Durchschnitt mit einer Geschwindigkeit von 115 cm pro Tag in Richtung Norden. Täglich müssten sich also viele Arten, Pflanzen, Tiere, einschließlich wir Menschen, diese 115 cm nordwärts bewegen, damit wir unter ähnlichen klimatischen Bedingungen leben, wie wir es jetzt tun.
Wie würdest du das machen? Was mitnehmen? Was ist darin Heimat? Wie geht Fremde? Nomadisches Leben? Was bedeuten in dieser Migratio persönliche oder territoriale Grenzen? Wie geht darin ein universelles Wir des Gleichseins, der Vielfalt? Und was ist, wenn sich jemand nicht bewegen will?…
Diese Fragen, und weitere folgen, werden mit 115 cm trotz aller Ernsthaftigkeit mit Lust am Spiel künstlerisch ins Öffentliche getragen. Im Zusammenwirken Vieler kreieren sich in 2024 im Urbanen wie Ländlichen mindestens 10 Versuchsanordnungen, absurde Wanderungen, skulpturale Interventionen, künstlerische Gesten und ein Film.
Die Kraft dieser täglichen „115 cm“ Bewegung, diesen einen „großen Schritt“ zwischen Kunst, Migratio und Klimawandel wird ins öffentliche Bewusstsein getragen, denn Bewegung ist das Vermögen eines Lebewesens, sich fortzubewegen und unterschiedliche Haltungen einzunehmen.
In diesen 115 cm liegen die Zusammenhänge zwischen den großen Themen unserer Zeit von Migration, Klimawandel, Kriegen, Nationalismen und der globalen Kluft von Arm und Reich. Dabei nicht vor lauter Ohnmacht zu Erstarren, sondern diese Themen zusammen zu denken und damit in die Bewegung zu gehen – ob künstlerisch, fiktiv und/oder real – und auch manchmal nur „schrittweise“, ist erklärtes Motiv dieses Projektes.
Wem Ideen, Bilder oder Aktionen zu 115 cm einfallen oder wer bei dem Film „115 cm – Die Wanderung“ mitmachen möchte, ist herzlich zum Mitwirken eingeladen, denn vielleicht ist die Beweglichkeit Einzelner/Vieler die einzige Konstante im Wandel.
Mit beherzten Grüßen
Stephan US

(1) Studie – The velocity of climate change Published: 24 December 2009 by S. Loarie, P. Duffy, H. Hamilton u.a. – Nachzulesen: https://www.nature.com/articles/nature08649
Wer mehr über meine anderen Arbeiten wissen möchte:
www.archiv-des-nichts.de

115 CM

Aktuell

115 cm – Die Gabe

Im griechischen Thrakien, einer der ärmsten Regionen Griechenlands, startete ich im August 2024 „Die Gabe“, eine künstlerische Geste des Gebens und Nehmens. In ihr sitze ich festlich gekleidet still auf der Erde. Meine Hand wandert 115 cm durch die Erde und bringt „Die Gabe“ hervor. In Thrakien war es eine Schale voll Süßwasser direkt am salzigen Meer. Das nicht nur vom gleichmäßigen Geldfluss abgeschnittene, sondern auch durch Trockenheit und Bränden gebeutelte Gebiet, braucht wieder einen Geist von Geben und Nehmen, ein Fließen fernab der jetzigen Systeme.
„Die Gabe“ ist als serielle Arbeit angelegt und wird im state of mind von Nomadic No Man’s Land fortgesetzt.
Weitere Arbeiten findest du unter Projekte.
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